Sehr geehrte Studierende,

 

hiermit möchten wir Sie über ein neues Angebot des LFG Wirtschafts- und Sozialgeschichte informieren: das UROP-Projekt mit dem Titel „Moral schafft Kapital: Unternehmensethik als Verkaufsargument deutscher Sparkassen in historischer Perspektive“.

Es handelt sich hierbei um ein Projekt im Rahmen des Undergraduate Research Opportunities Program der RWTH (kurz: UROP), das sich an interessierte Studierende aller Studiengänge der RWTH richtet und von Frau Rebecca Belvederesi-Kochs M.A. betreut wird.

Die freiwillige Mitarbeit an diesem Forschungsprojekt ermöglicht Ihnen, zeitlich begrenzt an der oben geschilderten Fragestellung mitzuwirken und einen Einblick in die Forschungstätigkeit unseres Fachs zu gewinnen.

Das Projekt beginnt am 1. Dezember 2008 und endet am 1. März 2009. In diesem Zeitraum werden Sie in den Themenkomplex eingeführt, lernen methodische Konzepte unterschiedlicher Provenienz kennen. Darüber hinaus werden Sie, je nach persönlicher Interessenslage und individuellen Präferenzen, eigenständig Teilbereiche des Themas durch Originalquellenanalyse bearbeiten und der Projektgruppe vorstellen.

Belohnt“ werden Sie für Ihre Mühen zum einen durch die Erweiterung ihres bisherigen Kenntnisschatzes und durch die Schulung ihrer rhetorischen sowie wissenschaftlichen Fähigkeiten, zum anderen durch die Ausstellung eines dreimonatigen Forschungspraktikumsnachweises.

  

Falls Ihr Interesse an diesem Projekt geweckt wurde, möchten wir Ihnen einführend ein Abstract mit der groben Fragestellung und Zielrichtung vorstellen:

 

Angesichts der aktuellen Finanzkrise wird im öffentlichen Diskurs momentan intensiv über die Frage der  sozialen Verantwortung von Unternehmern, Managern und Finanzintermediären debattiert. Die jetzige Krisensituation wirft einmal mehr Grundsatzfragen auf, denen sich das kapitalistische Wirtschaftssystem stellen muss. Nicht umsonst steht das vermeintlich mangelnde Moralitätsbewusstsein in der Ökonomie derzeit auf dem Prüfstand. Die Forderung nach „ökonomischer Rationalität“ wird überwiegend abgelöst durch Postulate „ökonomischer Moralität“, die im Sinne einer Sozialen Marktwirtschaft (erneut) Einzug in die bundesdeutsche Wirtschaft erhalten soll. Dabei ist aus historischer Perspektive bemerkenswert, dass die viel beschworene „ökonomische Moralität“ gerade bei einer vertrauensbasierten Finanzinstitution fest im Geschäftsmodell - ja sogar in ihrer Unternehmensphilosophie - verankert war und ist. Es handelt sich hierbei um die deutschen Sparkassen. Als gemeinnützig angelegte Sparanstalt für jedermann verstand es die Sparkassenorganisation in der Vergangenheit durch eine ideologisch aufgeladene Sparpropaganda, welche an das moralische Bewusstsein der deutschen Bevölkerung ebenso wie an die Moral des eigenen Personals appellierte, die breite Öffentlichkeit zum Sparen zu bewegen, die eigene Mitarbeiterschaft zu motivieren und ihre Geschäftstätigkeit in der Nachkriegszeit zu konsolidieren.

Kurzum: Die Sparkassen waren von ihrer „sozialen Mission“ überzeugt, kommunizierten diese werbewirksam nach außen und versuchten das kollektive Bewusstsein der Westdeutschen durch Spar- und Sparsamkeitspostulate langfristig zu beeinflussen – eine Strategie, die nachhaltig das Vertrauen in den Finanzsektor festigte und sich aus Perspektive der Sparkassen als „richtig“ erwies.

 

Falls Sie Interesse an dem studentischen Forschungsprojekt „Moral schafft Kapital: Unternehmensethik als Verkaufsargument deutscher Sparkassen in historischer Perspektive“ haben sollten und Sie sich aktiv beteiligen wollen, würden wir uns freuen, wenn Sie Kontakt mit Frau Belvederesi-Kochs M.A. (Telefon: 0241 80 96195 bzw. Email: rebecca.belvederesi@wiso.rwth-aachen.de ) aufnehmen.