Prowitec Newsletter (Juli 2010)

Liebes Prowitec Mitglied

Kurz bevor es in die lehrveranstaltungsfreie Arbeitszeit oder gar in die Ferien geht noch einmal eine Runde Wissenswertes für Schreibforschende und Schreiblehrende. Ich habe dazu in diesem Newsletter einige Informationen, insbesondere aus der Schweiz, zusammengetragen:

Tagungsrückblick

Am 9./10. Juni 2010 hat die 3. Internationale Tagung des Forums wissenschaftliches Schreiben an der Pädagogischen Hochschule in Zürich stattgefunden. 80 TeilnehmerInnen haben sich in Vorträgen, Präsentationen und Roundtables mit dem Thema „Wissenschaftliches Schreiben als Schlüsselkompetenz“ auseinandergesetzt. Fotografische Impressionen und einige der Präsentationen sind auf www.forumschreiben.ch (Tagung 2010) einzusehen.

 

Hier ein Schlaglicht auf einen Spezialaspekt: Die curriculare Einbindung des Schreibens in Technik und Naturwissenschaften war an der Tagung in drei Präsentationen Thema. Neben einem Konzept für Schreiben im Curriculum von Fachhochschularchitekten an der Hochschule Luzern wurden zwei Projekte der Eidgenössisch Technischen Hochschule Zürich (ETHZ) vorgestellt:

  1. Die beiden online-basierten Schreibplattformen Wissenschaftliches Schreiben, Wisch (Bachelorlevel) und Scientific Writing Practice SkriPs (Masterlevel) wurden an der ETH entwickelt. Sie dienen der Schulung der wissenschaftlichen Schreibkompetenz in der Pflanzenwissenschaft.
  2.  Das Department Physik hat eine spezielle Schreibunterstützung für Studierende eingeführt. Die Studierenden werden beim Schreiben von Praktikumsberichten gecoacht. Diese Aufgabe übernehmen Assistierende, die eine Schulung in Schreibbegleitung erhalten. Die Assistierenden setzen das Wissen zu Schreibprozess und Schreibgestaltung nicht nur in der Beratung der Studierenden ein, sondern profitieren davon auch für ihre eigene Schreibarbeit, d.h. für ihre Dissertation.

 

Tagungen 2011

Die nächste Prowitec-Tagung wird vom Donnerstag, 23. bis Freitag, 24. Juni 2011 an der Hochschule für Technik in Rapperswil (Schweiz) stattfinden. " Das Thema der Tagung ist „Schreiben unter den Bedingungen  von Mehrsprachigkeit. Untersuchungsmethoden, Modelle, Strategien."

 

Die nächste EATAW (European Association for the Teaching of Aacademic Writing) Tagung wird vom Mittwoch, 29. Juni bis Freitag, 1. Juli 2011 an der University of Limerick in Limerick, Ireland stattfinden. Das Thema der Tagung ist “The Role of the Student Experience in Shaping Academic Writing Development in Higher Education”. Nähere Informationen unter www.eataw.com – oder gleich die conference-site anwählen: http://www.ul.ie/rwc/eataw2011/

 

Projekte

Das Zentrum Lesen an der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz nimmt in einem Projekt eine ganz andere Zielgruppe in den Blick: Erwachsene, die die Schule längst verlassen haben: Seit September 2009 läuft das Projekt "Literalität in Alltag und Beruf (LAB)": Es richtet sich an Erwachsene, deren Fähigkeiten in Lesen, Schreiben und Alltagsmathematik nicht ausreichen, um den Anforderungen von Alltag und Beruf gerecht zu werden. Damit sind sie nicht in der Lage, an gängigen Weiterbildungskursen teilzunehmen. Das Hauptziel des Projekts ist daher, diese Erwachsenen so zu fördern, dass sie an regulären Weiterbildungen teilnehmen können, die z. B. auch von ihrem jeweiligen Arbeitgeber angeboten werden." Weitere Informationen zu diesem Projekt sowie Hinweise auf Veranstaltungen und Tagungen finden sich auf der Projektwebsite www.literalitaet.ch.

 

Der Berufsverband der technischen Redakteure, tekom e.V., hat im Herbst 2009 eine Arbeitsgruppe Technisches Deutsch ins Leben gerufen. Ziel dieser Arbeitsgruppe ist, ein Regelwerk mit Formulierungsempfehlungen für technische Texte zu erarbeiten. Hintergrund ist die inzwischen weitverbreitete Standardisierung von Texten in der Technischen Dokumentation. Im Zuge von modularisierten Informationsbausteinen für Content Management Systeme, Single Source Publishing und Sprachtechnologie im Übersetzungsprozess erarbeiten mehr und mehr mittlere und grosse Unternehmen Redaktionsleitfäden/Styleguides, die u.a. Formulierungsregeln enthalten. Das tekom-Regelwerk möchte hier gerne vorhandenes Wissen zusammentragen, systematisieren und einem breiteren Kreis von Interessenten zugänglich machen. In der Arbeitsgruppe wirken VertreterInnen von Unternehmen, Dienstleistern und Hochschulen mit. An der Frühjahrstagung der tekom 2010 wurde eine Vorversion präsentiert, die nun von verschiedenen Unternehmen auf ihre Tauglichkeit in der Praxis getestet wird. Die Ergebnisse dieses Tests werden eingearbeitet und an der Jahrestagung der tekom im November 2010 wird die erste Version der Formulierungsempfehlungen fachöffentlich präsentiert. (www.tekom.de).

 

Und wer sich dafür interessiert, was zum Thema Schreiben im Kontext der Technischen Dokumentation sonst noch so diskutiert wird, der kann auf www.tekom.de in der Rubrik „Fachthemen: Schreiben & Terminologie“ Interessantes entdecken.

 

Das Schreibzentrum der Pädagogischen Hochschule Bern, die EB Zürich – Kantonale Berufsschule für Weiterbildung, Kopfwerken GmbH (Schreibcoaching) und die Fachgruppe Kommunikation an der Hochschule für Technik Rapperswil starten in diesem Sommer mit ihrem Projekt „Sprachwissenschaftliche Tools für das Begleiten von Fach- und Qualifizierungsarbeiten“. Allen Schreibzentren, Schreibkursen und Schreibcurricula zum Trotz: Die fachlichen BetreuerInnen werden weiterhin einen wesentlichen Anteil an der Betreuung von Texten haben Damit sie nicht nur fachlich betreuen, sondern auch textlich beraten können, brauchen sie einfache, leicht erlern- und handhabbare Tools für die Schreibbegleitung. Ziel des Projekts ist entsprechend die Entwicklung eines Kompendiums für Schreibbegleitung durch FachbetreuerInnen auf der Tertiärstufe. Das Kompendium wird im Dezember 2012 vorliegen.

 

Weiterbildung

Die Arbeitsstelle für Professionelles Schreiben an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) bietet neu einen Zertifikatslehrgang (CAS) zum Thema „Literacy Management. Schreibkulturen an Hochschulen gestalten“ an. Inhalte sind Literacy-Forschung, Diagnostische, konzeptuelle und schreibdidaktische Tools, Consulting und Organisationsberatung. Der Kurs startet im Oktober 2010 und dauert bis September 2011. Nähere Informationen unter www.linguistik.zhaw.ch/professionelles-schreiben.

 

Ich wünsche eine erholsame und ertragreiche Sommerzeit, freue mich auf ein Wiedersehen in Rapperswil und grüsse herzlich.

 

Annette Verhein