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*                          Einladung
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*                     Informatik-Oberseminar
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Zeit: Freitag, 08. Februar 2019, 9:30 Uhr
Ort: Raum 5056, Gebäude E2, Ahornstr.
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Referent: Dipl.
Inform.  Christoph Schulze

Titel: Agile Software-Produktlinienentwicklung im Kontext heterogener Projektlandschaften

Abstract:

Die Automobilindustrie sieht sich großen Herausforderungen gegenüber: Während der Markt

immer kürzere Entwicklungszyklen, höhere Qualität und günstigere Produkte fordert, steigt

gleichzeitig durch aktuelle Trends, wie autonomes Fahren oder die Digitalisierung des Fahrzeuges,

die Komplexität und der Testaufwand des Produktes.

Eine Möglichkeit erhöhte Qualität bei reduzierten Kosten zu realisieren ist durch die systematische

Wiederverwendung modularer Einheiten gegeben. Die Software-Produktlinienentwicklung

prognostiziert durch die Etablierung einer Software-Produktlinie eine deutliche Kosten und

Zeitreduktion durch intensive Wiederverwendung. Dabei birgt dieser Ansatz aber

auch deutliche Gefahren: Die Entwicklung einer wiederverwendbaren Einheit erhöht durch die

Einführung variabler Aspekte auch dessen Komplexität. Wird eine langfristige Strategie falsch

ausgerichtet, kann es schnell dazu kommen, dass sich der erhöhte Aufwand nicht rentiert, da

eine Wiederverwendung zwar technisch möglich ist, gleichzeitig aber die Nachfrage fehlt. Im

Kontext eines Zulieferers ist es außerdem deutlich schwieriger, eine eigene Strategie unabhängig

vom Kunden (OEMs) zu entwickeln.

Vergleicht man die durch die Forschung vorgeschlagenen Mechanismen zur Darstellung von

Variabilität im Lösungsraum mit der aktuell in der Industrie gelebten Praxis, wird schnell deutlich,

dass oft ein deutlicher pragmatischer Ansatz gewählt wird. Anstatt explizit Variabilität in

Entwicklungsartefakten anzugeben, werden ähnliche Artefakte von Vorgängerprojekten als Basis

kopiert und weiterentwickelt, das sogenannte Clone&Own. Dieses meist für das

aktuelle Software-Projekt im ersten Schritt sehr kostengünstige Verfahren wird allerdings oft

sehr unsystematisch durchgeführt und birgt trotz seines kurzfristigen Mehrwertes langfristige

Gefahren. Das Wissen um eine potentielle Wiederverwendung gegebener Varianten ist üblicherweise

nur in den Köpfen der Experten aus Vorgängerprojekten gegeben und droht durch Personalwechsel

sowie über Zeit verloren zu gehen. Des Weiteren ist die Wartung mehrerer Klone, die

sich während ihrer Evolution weiterentwickeln, aber trotzdem eine gemeinsame Basis besitzen,

erschwert. Insofern entsteht im ersten Moment zwar der Eindruck, dass durch unsystematisches

Clone&Own sehr effizient Wiederverwendung betrieben werden kann, die eigentlichen Vorteile

einer Software-Produktlinienentwicklung können aber nicht genutzt werden.

Innerhalb dieser Doktorarbeit wird der beschriebene Kontext im Rahmen beteiligter Industriepartner

aufgegriffen und sowohl Ansätze eines Clone&Own-Verfahrens systematisiert sowie

Methoden zur schrittweisen Migration in eine Software-Produktlinie ausgearbeitet. Dabei stehen

sowohl Verfahren zur stufenweisen (extrinsischen, schnittstellen-basierten, semantischen)

und automatischen Ähnlichkeitsanalyse als auch ein datenbankbasierte Etablierung und Wartung

einer Software-Produktlinie im Fokus.

Basierend auf Ansätzen der agilen Software-Produktlinienentwicklung wird somit ein pragmatischer

Ansatz vorgestellt, der im Kontext heterogener Projektlandschaften eines Zulieferers

eine schrittweise Überführung in eine Software-Produktlinienentwicklung ermöglicht und

gleichzeitig gegebene Normen der Automobilindustrie berücksichtigt.

Der Ansatz wird durch mehrere Werkzeuge unterstützt, die im Kontext dieser Doktorarbeit in Zusammenarbeit

mit Industriepartnern entwickelt und verwendet wurden.



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