"...ich habe mich nie einer mir übertragenen Verantwortung entzogen."
Vortrag zur Geschichte der ostbelgischen "Zwangssoldaten" im Zweiten
Weltkrieg
Vortrag von Peter Quadflieg M.A.
Am 10.10.2007 um 19:30 in der VHS Aachen
Peterstraße 21-25 (Bushofgebäude), Raum 241, Forum 52062 Aachen
Eintritt frei
Während des 2. Weltkriegs dienten über 8.500 junge Männer aus Ostbelgien in
der Wehrmacht und der Waffen-SS, nur etwa zehn Prozent freiwillig. Die
Übrigen wurden nach der Annexion ihres Heimatgebietes am 18. Mai 1940 als
Wehrpflichtige eingezogen. Nach dem 2. Weltkrieg wurde in Belgien die
Geschichte der so genannten "Zwangssoldaten" im betroffenen Gebiet selbst
zum Tabuthema. Erst seit den späten 1980er Jahren findet es wieder
Beachtung. Der Vortrag beschreibt die Geschichte der Rekrutierung in
Eupen-Malmedy auf verschiedenen Ebenen.
Zunächst wird die Vorgeschichte des Gebiets kurz umrissen, um verstehen zu
können, wie die Bevölkerung auf die deutsche Invasion am 10. Mai 1940 und
die mit der Annexion verbundene Verleihung der deutschen Staatsbürgerschaft
und die Einführung der Wehrpflicht reagierte. Dabei wird auf die
Unterschiede zwischen den so genannten "Altbelgiern" und "Neubelgiern"
eingegangen, also den Einwohnern der zehn zusätzlich annektierten Gemeinden
und den Bürgern der ehemaligen preußischen Kreise Eupen und Malmedy.
Der Referent, Peter Quadflieg M.A., hat 263 Personalakten ehemaliger
Wehrmachtsangehöriger aus Ostbelgien bezüglich Widerstandshandlungen und
Strafen, Beförderungen und Auszeichnungen ausgewertet und die Ergebnisse mit
anderen Stichproben von "Reichsdeutschen" und luxemburgischen
Wehrpflichtigen verglichen, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufzuzeigen.
Zur Diskussion gestellt wird die Frage, ob die Selbstbezeichnung als
"Zwangssoldaten" und eine damit gemeinte Widerstandshaltung gegen das
Nazisystem dem Selbstschutz der Betroffenen in der Nachkriegszeit diente.
Für einen Meinungsaustausch steht ausreichend Zeit zur Verfügung.