
Hi, wie Ihr vermutlich schon alle mitbekommen habt, werden an der RWTH und natürlich auch an anderen Hochschulen mehr und mehr Bachelor- und Masterstudiengänge (BuMS) eingeführt. Lars Schewe, ehemaliges Mitglied des fzs-Vorstands, hat ja auf einem der früheren Kexe-Treffen schonmal darüber berichtet. Insbesondere da keine neuen Magister bzw. Diplomstudiengänge mehr eingeführt werden und es auch in den bestehenden Studiengängen in absehbarer Zeit einen Einschreibestopp geben wird, lohnt es sich, diese Thematik näher zu beleuchten(0). Ihr solltet Euch, sofern dies noch nicht geschehen ist, in Eurer Fachschaft mal Gedanken darüber machen, wie sich Eure bestehenden Diplom- bzw. Magisterstudiengänge in BuMS umwandeln lassen, ohne dass die Zwischenprüfung/Vordiplom Bachelor genannt wird und der eigentliche Abschluss dann Master heißt.Schließlich bieten die BuMS neben dem neuen Namen tatsächlich Vorteile: europäische Mobilität und Vergleichbarkeit der Abschlüsse(1), um nur zwei zu nennen. Ich für meinen Teil will hier nicht über das Verfahren der Einführung eines neuen BuMS innerhalb der Hochschule schreiben, sondern kurz den Prozess der "Akkreditierung" anreißen (Nähere Infos zu BaMa im Allgemeinen bekommt Ihr im AStA). Bisher wurde bei der Einführung eines neuen Studiengangs eine Kommission damit betraut eine Prüfungs- und hoffentlich auch eine Studienordnung zu schreiben. Es wurde ein wenig über die Vor- und Nachteile und die Sinnhaftigkeit des Studiengangs diskutiert, und anschließend wurde ein großer Berg Papier von Kommission zu Kommission geschoben, bis dieser schließlich auf dem Schreibtisch unserer Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Studienkonten landete, die diesen neuen Studiengang dann zuließ oder ablehnte. Bei BuMS verläuft das ähnlich. Auch hier wird erst innerhalb der Hochschule in diversen Kommissionen über die Struktur eines neuen Studiengangs diskutiert, es werden Studien- und Prüfungsordnungen geschrieben und es werden verschiedene Lehrveranstaltungen für diesen Studiengang zusammengesucht.Der wesentliche Unterschied ist nun, dass sich das Ministerium aus dem Prozess der Studiengangzulassung zurückzieht(2). Stattdessen muß ein neuer BuMS erst durch eine von einer durch den Akkreditierungsrat akkreditierten Akkreditierungsagentur entsandte Akkreditierungskommission akkreditiert werden. Klingt kompliziert? Ist es nicht. In diesen Akkreditierungskommissionen sitzen neben Profs, ExpertInnen mit Berufspraxis und anderen tollen Leuten meistens auch studentische VertreterInnen.Im Prinzip ist so eine Akkreditierungskommission nichts anderes als eine normale Kommission auf Hochschulebene, außer dass die Mitglieder nicht von der entsprechenden Hochschule und möglichst auch nicht aus dem gleichen Bundesland kommen sollen. Diese Akkreditierungskommission beschäftigt sich nun eingehend mit dem Konzept des potentiellen Studiengangs, sichtet die Unterlagen und diskutiert beispielsweise, inwiefern die Aufteilung der Module sinnvoll ist oder ob der Studiengang allein wegen "Sinnfreiheit" abzulehnen ist. Im Anschluss an die Sichtung der Unterlagen findet eine Begehung der Hochschule statt, bei der sich die Kommissionsmitglieder ein Bild von der Studiensituation vor Ort machen sollen und u.a. mit ortsansässigen Studierenden über deren persönliche Erfahrungen(3) reden können. Nach dem Ortstermin sollten sich die Kommissionsmitglieder eine erste Meinung über den neuen Studiengang gebildet haben, da es nun endlich darum geht, eine Entscheidung zu treffen, ob der Studiengang angenommen (akkreditiert) oder abgelehnt wird.Besonders interessant wird es allerdings, wenn sich die Kommission für eine Zwischenlösung entscheidet und die Hochschule bittet, in bestimmten Punkten nachzubessern. Beispielsweise wenn die ECTS-Punkte nicht dem realen Arbeitsaufwand entsprechen oder wenn bestimmte Vorlesungen oder Module keinen Sinn machen. Wichtig ist, dass man hier als Studi erheblichen Einfluss hat, zumindest wenn man den Erfahrungsberichten anderer Studis Glauben schenkt Zu klären bleibt, wie die Akkreditierungsagentur die Kommission besetzt - oder - Wie kommt man als Studi in eine Akkreditierungskommission? Dafür gibt es den "studentischen Pool", der die zentrale Entsendung der studentischen Vertreter in die Akkreditierungskommissionen übernommen hat. Entscheidet sich eine Hochschule einen neuen Studiengang akkreditieren zu lassen, so wird sie sich erst eine Akkreditierungsagentur suchen und mit ihr die nötigen Formalitäten klären(4). Die Akkreditierungsagentur stellt nun die eigentliche Kommission zusammen. Dabei bittet sie den studentischen Pool einen Studi mit einer bestimmten Fachrichtung rauszufischen. Voraussetzung für die Teilnahme am studentischen Pool ist nicht unbedingt tiefgreifendes Wissen über die strukturellen Entwicklungen des europäischen Hochschulraums, sondern vielmehr ein Interesse daran, sich in die Begutachtung und Schaffung neuer Studiengänge einzubringen. Die paar nötigen Grundlagen über BaMa, Module und ECTS werden Euch in einem Wochenendseminar beigebracht. Weitere Informationen bekommt Ihr im AStA oder auf den Webseiten des studentischen Pools www.studentischer-pool.de Ich hoffe ich konnte Euch einen kurzen (und wenig formalen) Abriss des Akkreditierungsverfahrens geben und würde mich freuen, wenn sich ein paar von Euch im AStA für den studentischen Pool melden würden. Es ist schon ziemlich spannend an einem derartigen Verfahren teilzunehmen und mal einen Blick über den Hochschultellerrand zu wagen. ciao philipp (0) Das sehen einige Profs übrigens anders und glauben tatsächlich, dass sich dieser Prozess durch die näxte Landtagswahl aufhalten ließe.(1) Ich will nix über die Möglichkeit einer qualitativen Studienreform etc. schreiben und hab extra einen plakativen BuMS-Slogan rausgegriffen. "qualitative Studienreform" klingt unheimlich langweilig und motiviert nicht gerade zum weiterlesen. Da du aber immerhin schon die Fußnoten liest, scheint es ja geklappt zu haben.(2) Formal darf/tut es das (noch) nicht. (3) Es soll Hochschulen geben, deren Hochglanzprospekte mehr Exzellenz versprechen, als später tatsächlich vorhanden ist. :)(4) ...und nicht zuletzt einen Batzen Geld überweisen.
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Philipp Brauner